Ein Badewassersystem, das Schule machen könnte Rehaklinik Bellikon optimiert Wasserverbrauch um 3 Millionen Liter Die Rehaklinik Bellikon konnte den Frischwasserbedarf ihrer Therapiebäder und des Saunabereichs um rund drei Millionen Liter der ursprünglich benötigen Wassermenge senken – und auch sonst noch so einiges einsparen. Der Wassertherapiebereich «Aquazone» der Rehaklinik Bellikon ist äussert beliebt: Bei den Patientinnen und Patienten, die im warmen Wasser auf schonende Weise Beweglichkeit, Gleichgewicht, Koordination und Leistungsfähigkeit trainieren können, so wie auch bei der Öffentlichkeit, welche die Bäderlandschaft ausserhalb der Therapiezeiten nutzen darf. Was jedoch kaum einer ahnt, der sich im wohltuenden Wasser aufhält: Unter und um die Becken herum sind komplexe und sensible Wasser- und Energiesysteme, deren Wartung viel Kenntnis und Aufmerksamkeit abverlangt. Um alle Richtlinien gemäss des Schweizerischen Vereins für Gas und Wasser SVGW sowie die SIA Norm im Badebetrieb einzuhalten – etwa Wasserqualität, Anzahl Badegeäste und Rückspülungen der Filteranlagen ­– wird eine grosse, konstante Wassermenge benötigt. Mit dieser haben sich die beiden Facility Management-Mitarbeiter Manfred Koch und Silvan Wollschlegel seit einiger Zeit befasst. Nachdem der SVGW das Badewasser auf die höchste Kategorie 5 punkto Hygiene gesetzt hatte, überlegten sie, wie die neuen Richtlinien im Bad angewendet werden können und der Wasserverbrauch noch stärker optimiert werden kann ohne Einschränkungen in der Badewasserqualität. «Die Änderung der Richtlinie war für uns der Moment zu handeln», sagt Manfred Koch. «Wir hatten uns schon lange Gedanken darüber gemacht, wie wir die Füllung und Aufheizung der Becken effizienter abwickeln und auch die Frischwassermenge exakter regulieren können.» Auch galt es zu gewährleisten, dass das Schwimmbadwasser im Falle einer Störung des öffentlichen Gemeindewassernetzes nicht in dieses zurückfliesst. Lösung selber entwickelt Da es auf dem Markt keine befriedigenden Produkte für die angestrebte Lösung gab, beschlossen die beiden Männer, die Sache selbst an die Hand zu nehmen. Koch: «Wir wollten zum Beispiel etwas, das nicht nur 30 Liter pro Stunde fördert, sondern 19’000 Liter, und das in zweifacher Ausführung.» Nach längerer Suche fanden die beiden einen solchen sogenannten Netztrenner für grosse Wassermengen. Da die Firma, welche die Badetechnik in der Rehaklinik aufgebaut hatte, noch nie eine Anlage mit dieser grossen Netztrenner-Wassermenge geplant hatte und keine entsprechenden Informationen liefern konnte, mussten Koch und Wollschlegel selbst überlegen, wie die neue Anlage aussehen sollte. Und das gelang. Die Männer konzipierten und realisierten mit Erfolg die Leitungsführung, die Systemaufteilung, den Ablauf der Befüllung der Becken und die Einbindung ins Badesteuerungssystem. Wollschlegel: «Eine solche Anlage in dieser Form ist in der Schweiz eine Premiere. Die Frischwassermenge konnte dank den stabilen Druckverhältnissen und der dadurch auch stabileren Einregulierung um fast ein Drittel reduziert werden.» Die Liste der positiven Effekte ist jedoch noch um einiges länger. Unabhängig von der Beckengrösse lassen sie sich innerhalb von 24 Stunden füllen, anstatt wie früher während zwei bis drei Tagen. Zudem ist das Füllwasser bereits zwischen 30 und 36 °C warm und muss nicht noch aufgeheizt werden. Während der einmal jährlich stattfindenden Hauptreinigung der Becken und Anlagen sind die Ausfallzeiten ­– und die damit verbundenen Therapieunterbrüche – nun massiv kürzer. Auch die Energiekosten sind gesunken, da nicht mehr kaltes Wasser in die Becken eingelassen wird, was jeweils die Heizenergie für die Umgebung der Becken in die Höhe trieb. Und zu guter Letzt: Durch die Optimierung aller Systeme und der Frischwassermenge konnten die chemischen Desinfektionsmittel stark reduziert werden.