Trauma-Netzwerke Schweiz: Einbezug der komplexen Unfallrehabilitation fehlt Die 3. Europäische Unfallrehabilitations-Tagung Bellikon hat aufgezeigt: Die deutschsprachigen Nachbarstaaten der Schweiz sind in ihren Trauma-Netzwerken weiter fortgeschritten als die Schweiz. Was hierzulande fehlt, sind für Rehakliniken verbindliche Qualitätskriterien, welche für die Behandlung von schwer- und mehrfachverletzen Traumapatienten erfüllt werden müssen. Am 28. April begrüsste die Rehaklinik Bellikon im Rahmen der dritten Auflage ihrer Europäischen Unfallrehabilitations-Tagung hochkarätige Expertinnen und Experten aus dem Europäischen Raum. Im Zentrum der von Gesundheitsökonom Dr. Willy Oggier moderierten Tagung stand die Fragestellung, wo die Schweiz steht, wenn es um die Einbindung von Rehabilitationskliniken in Trauma-Netzwerke geht. Nach Grussbotschaften und Verdankungen von Daniel Roscher, Mitglied der Geschäftsleitung der Suva, und Herrn Regierungsrat Jean-Pierre Gallati, wurde der aktuelle Stand in Deutschland und Österreich thematisiert. Dr. Wolf-Dieter Müller von der m&i-Fachklinik Bad Liebenstein (D) legte nachvollziehbar dar, weshalb Deutschland mit über 50 etablierten Trauma-Netzwerken bestehend aus lokalen, regionalen und überregionalen Traumazentren die Vorreiterrolle im deutschsprachigen Raum innehat. Auch die Transparenz der Qualität der Rehazentren innerhalb dieser Netzwerke ist fortgeschritten: Klare Kriterien und Qualitätsstandards für die Aufnahme von Traumapatienten existieren, und aktuell werden Zulassungskonzepte definiert und entsprechende Checklisten für die Kliniken eingeführt. Nach einem kurzen Blick nach Österreich wurden in den darauf folgenden Referaten verschiedene Aspekte der Qualitätskontrolle und die Stärken und Schwächen Schweizerischer Trauma-Netzwerke thematisiert. Als Faktoren, die innerhalb der Netzwerke eine optimale Zusammenarbeit erschweren, wurden unter anderem der Föderalismus und in einigen Fällen auch die mangelnde Möglichkeit von Selbstevaluation wegen Datenschutzfragen genannt. Besonderes Gewicht legten die Exponenten der Tagung jedoch auf die Qualitätsfrage. Auch in der abschliessenden Podiumsdiskussion mit Experten aus dem Gesundheits- und Versicherungswesen sowie einem ehemaligen Patienten der Rehaklinik Bellikon waren sich die Teilnehmenden einig, dass eine stärkere Einbindung der komplexen Unfallrehabilitation nach klaren Spielregeln matchentscheidend ist. Hierzu benötigt es bindende Qualitätskriterien, welche als Legitimation zur Behandlung von schwer- und mehrfachverletzten Traumapatienten fungieren. Dr. Gianni R. Rossi, CEO der Rehaklinik Bellikon und designierter CEO der beiden Suva-Kliniken in Bellikon und Sion, meinte dazu: «Die Kliniken der Suva in Bellikon und Sion setzen sich seit Jahren für eine klare Ausprägung von Qualitätsstandards in der komplexen Unfallrehabilitation ein. Ein Vorwärtsschreiten in diesem Feld würde auch die Stärke und die Qualität unserer Trauma-Netzwerke weiter steigern.»